" Die WHO kritisiert in ihrem Jahresgesundheitsbericht, dass die Gesundheitssysteme der Staaten lieber auf Spitzentechnologie und Spezialbehandlungen setzen, statt auf Prävention."
Fallbeispiel: Stürze in Lörrach- Votum für einen Pflegestützpunkt
In unserer Nachbarschaft hatte ein Sohn seine Mutter aufgenommen. Inzwischen ist sie gehbehindert und schafft nicht mehr die Treppe in den dritten Stock. Deshalb kann sie seit Monaten nicht mehr die Wohnung verlassen. Ein Aufzug ist im angrenzenden Gebäude vorhanden und könnte genutzt werden, was aber nur in Notfällen erlaubt wird. Innerhalb von zwei Wochen hat sich ihr Zustand verschlechtert. Sie ist mehrfach gestürzt und verwirrt. Bisher anscheinend ohne ernsthafte Folgen. Wir begutachteten die Wohnung und stellten viele Sturzquellen fest. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte entschieden werden sollen, was geschehen soll: Umzug in eine sichere Wohnung, in ein Pflegeheim, Wohnungsanpassungen, Art der Betreuung und so weiter. Es geschah jedoch sehr wenig.
In der dritten Woche ist die Mutter nun ernsthaft gestürzt: Sie hat Kopfverletzungen erlitten und beide Beine gebrochen. Der Notarzt liess sie stationär in ein Krankenhaus aufnehmen.
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Nachtrag vom 16.10.08
Der Sohn erfuhr im Krankenhaus, dass die fortschreitende Demenz auch durch die Stürze verursacht worden sein können. Nach einer Woche wurde sie regelrecht aus dem Krankenhaus geschmissen. Mit ihren gebrochenen Beinen. Da kein Platz in einem nahen Pflegeheim gefunden werden konnte, wird sie jetzt weitere fünf Wochen in einem 40 Kilometer entfernten Pflegeheim aufbewahrt. Der Sohn muss noch in einen weiteren sauren Apfel beissen: Er erfuhr vom Sozialdienst des Krankenhauses, dass er sich an den Pflegeheimkosten beteiligen, unter Umständen sogar sein in Thüringen stehendes Haus verkaufen muss. Wenn nicht eine andere Lösung gefunden wird. Altersvorsorge ade oder ist diese Information falsch?
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Abgesehen vom unnötigen Leid, zeigt das Beispiel, wie schnell es teuer werden kann, wenn nicht unverzüglich und konsequent gehandelt wird. Es reicht nicht, Informationsstellen einzurichten, die von den Betroffenen aufgesucht werden müssen. Unter Umständen geht das rein körperlich ja auch nicht. Die Berater müssen sich vor Ort ein Bild machen, Lösungen vorschlagen und zügig umsetzen.
Denn jede Verzögerung kostet Geld: Den Kassen, den Sozialämtern, den Angehörigen
(Mail vom 09.10.2008 an den Landrat des Landkreises Lörrach zum Thema Pflegestützpunkte im Landkreis, behandelt im Sozialausschuss am 08.10.2008)